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US-Haushalt: Kettensäge zurück im Werkzeugkasten

Finanzmarktkommentar von Dr. Manuel Steinbrink, Ökonom der apoBank | 11.06.2025

Auf einen Blick

  • US-Staatshaushalt ist seit Jahrzehnten in struktureller Schieflage
  • Trump und Musk scheitern bereits im Ansatz einer Reform
  • Kurzfristig positionieren wir uns zurückhaltend bei US-Staatsanleihen
  • Langfristig führt kein Weg an US-Anleihen für diversifizierte Anleger vorbei

US-Verschuldung ist ein strukturelles Problem

Die Steuerpläne Donald Trumps lenken die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte wieder einmal auf den US Staatshaushalt. Die Verlängerung der Steuersenkungen aus seiner ersten Amtszeit, die Ende 2025 eigentlich auslaufen sollen, und weitere Wahlkampfversprechen werden dafür sorgen, dass der defizitäre Haushalt der USA auch zukünftig in den roten Zahlen bleibt. Die Pläne führten auch in den eigenen Reihen nicht zu einhelliger Zustimmung.

Mit Elon Musk, der die Haushaltspläne als „widerliche Abscheulichkeit“ bezeichnete, kam es sogar zum vollständigen Bruch. Dabei ist die Schuld für die Malaise gewiss nicht allein bei Donald Trump zu suchen. In den USA lässt sich seit rund drei Jahrzehnten ein strukturelles Schuldenmachen erkennen. Seit der Amtszeit von Bill Clinton lag das Haushaltsdefizit in kaum einem Jahr niedriger als bei 5 % des BIP - in Krisenjahren nicht selten bei mehr als 10 %. Während unter republikanischen Präsidenten zumeist Steuersenkungen eine Konsolidierung verhinderten, sorgten demo kratische Staatslenker für steigende Ausgaben, ohne die Einnahmen gleichermaßen zu erhöhen.

Ein hohes Wirtschaftswachstum ließ die am Finanzmarkt vielbeachtete Staatsschuldenquote dennoch nur langsam ansteigen, mit steigender Schuldenlast aber immer schneller. Infolgedessen haben die Ratingagenturen den USA sukzessive ihre Spitzenbonität entzogen. Zuletzt war es im Mai die Agentur Moody’s, die als letzte der drei großen Bonitätsrichter ihren Daumen senkte.

Die zahnlose Kettensäge

Der US-Präsident war im Wahlkampf unter anderem damit angetreten, das Wirtschaften auf Pump zu beenden. Dazu holte er sich Tech-Milliardär Elon Musk ins Team, der nach der Amtsübernahme Trumps die Kettensäge im Haushalt ansetzen sollte. Diese wurde zum Sinnbild des Wandels. Doch vom Sparwillen ist kaum etwas geblieben. Zwei Billionen US-Dollar wollte man im Wahlkampf einsparen.

Am Ende seiner kurzen Zeit als Chef der Sparbehörde DOGE belaufen sich die schöngerechneten Einsparungen Musks nach eigenen Angaben auf gerade einmal 170 Mrd. US-Dollar, das sind gerade einmal 8 % des Zielvolumens, und das über mehrere Jahre verteilt. Werden die jüngst im Repräsentantenhaus gebilligten Ausgabenpläne auch vom Senat verabschiedet, wird das jährliche Defizit bis 2028 sogar noch ansteigen. Eine zollbedingte Bremsung der eigenen Wirtschaft, die zudem die Zinsen hochhält, tut ihr Übriges, um etwaige Sparanstrengungen ins Gegenteil zu verkehren.

Unsere Hausmeinung und Strategie: Das lange Ende vorerst meiden

Trotz der weiter ansteigenden US-Staatsverschuldung ist eine Schuldenkrise oder gar ein Staatsbankrott für die USA äußerst unwahrscheinlich. Die USA verfügen mit dem US-Dollar über die Weltleitwährung, die für den internationalen Handel unverzichtbar ist. Historisch zeigen sich staatliche Finanzkrisen meist nur in Ländern, die nicht über eine eigene Währung (z. B. Griechenland) verfügten. Ein vollständiger Verkauf von US-Staatsanleihen ist daher nicht notwendig bzw. kontraproduktiv, weil mit weniger Staatsanleihen die Stabilität im Portfolio in Krisenphasen fehlt.

Dennoch reagieren wir im Rahmen der Vermögensverwaltung auf die aktuelle Debatte. Wir setzen derzeit verstärkt auf US-Staatsanleihen mit kürzerer Laufzeit. Diese zeigen sich weniger anfällig gegenüber fiskalischen Schlagzeilen, da sich ihre Kursentwicklung eng an der US-Geldpolitik orientiert. Zum anderen agieren längerfristige Renditen zumeist als Warnsignal für die Politik, es mit der Ausgabenfreude nicht zu übertreiben. Donald Trump vollzog seine erste Rolle rückwärts im Zollkrieg, nachdem die 10-jährige US-Staatsanleiher-endite binnen weniger Tage über 50 Basispunkte anstieg. Auch bei einer Zuspitzung im Haushaltsstreit könnte sich ein ähnliches Szenario entfalten. Dann gilt es auch in der Taktischen Asset Allokation wieder offensiver zu werden.

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