Was die Finanzmärkte diese Woche beschäftigt
Unser Wochenblick
Unser Blick auf die Themen der Woche | 30. September bis 4. Oktober 2024
Märkte zwischen Geopolitik und Konjunkturdaten
Im Umfeld der Eskalation im Nahen Osten konnten positive Wirtschaftsdaten aus den USA einen Gegenpunkt setzen. Dennoch zeigte sich die geopolitische Anspannung als dominantes Thema. Aktien- und Rentenmärkte gerieten daher im Wochenverlauf unter Druck.
Aktienmärkte in den roten Zahlen
Trotz der mehrheitlich positiven Konjunkturdaten verzeichneten die Aktienmärkte in dieser Woche Kursrückgänge. Insbesondere die Belastungen aus der geopolitisch angespannten Lage im Nahen Osten lasteten auf den Märkten. Europäische Börsen gerieten am stärksten unter Druck, da die konjunkturelle Lage derzeit bereits schwach ausfällt und weitere Belastungen Rezessionssorgen Nahrung geben. Gegen den Trend konnte in dieser Woche erneut der chinesische Aktienmarkt zulegen. Nach der Ankündigung der chinesischen Notenbank in der letzten Woche, die Geldpolitik zur Unterstützung der Wirtschaft zu lockern, sorgten Gerüchte, dass die Fiskalpolitik nach den Feiertagen nachlegen könnte, für neuerliche Zuversicht. Es ist jedoch Vorsicht vor der jüngsten Rallye angeraten, da die bisher angekündigten Maßnahmen alleine der Wirtschaft nur in begrenztem Maße Schwung verleihen dürften.
Anleihemärkte unter Druck
Ein wieder steigender Ölpreis sowie besser als erwartete US-Wirtschaftsdaten haben die Renditen vor allem in den USA in dieser Woche wieder ansteigen lassen. Dazu hat US-Notenbankchef Jerome Powell Spekulationen den Wind aus den Segeln genommen, dass die Fed auf einer der Sitzungen bis zum Jahresende erneut den Leitzins um gleich 50 Basispunkte senken könnte. Derweil zeigte sich die EZB nach den schwachen Konjunkturdaten in der Vorwoche offener, doch schon im Oktober über einen erneuten Zinsschritt nachzudenken.
Ölpreis drückt Sorgen vor Eskalation im Nahen Osten aus
Das weitere Vorgehen Israels gegen die Hisbollah im Libanon und der Angriff des Irans auf Israel haben geopolitisch die Sorgen in dieser Woche weiter ansteigen lassen. Medienberichten zufolge ist eine Antwort Israels auf die Raketen aus dem Iran nur eine Frage des Zeitpunkts. Spekulationen, dass dabei iranische Ölanlagen in den Fokus rücken könnten, ließen den Ölpreis erneut ansteigen. Gold konnte von der Lage im Nahen Osten hingegen kaum profitieren. Am Devisenmarkt verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar an Boden, nachdem sich EZB-Vertreter offener gegenüber schnelleren Zinssenkungen zeigten.
Inflation fällt in Europa erstmals unter 2 %
Mit dem Absinken der Temperaturen zum Herbstbeginn sank zuletzt auch der Preisdruck weiter. Während in Deutschland die Inflationsrate im September auf 1,6 % fiel, lag auch die Teuerung im Euroraum erstmals seit Anfang 2021 wieder unter der Marke von 2 %. Insbesondere der zuletzt stärkere Preisrückgang bei Energie half den Disinflationstrend fortzusetzen. Auch wenn es damit nun so scheint, dass der Kampf gegen die Inflation endgültig gewonnen ist, wird die EZB in den nächsten Monaten noch genau hinsehen müssen. Denn einerseits wird die Teuerungsrate in den Schlussmonaten des Jahres aus rein statistischen Gründen noch einmal ansteigen. Zum anderen verharrt die Kerninflationsrate weiterhin auf erhöhtem Niveau - jeweils 2,7 % in Deutschland und dem Euroraum. EZB-Chefin Lagarde zeigte sich von den Inflationsdaten positiv überrascht und ließ durchblicken, dass bis dato weitere Zinssenkungen schon im Oktober nicht mehr vollständig ausgeschlossen sind.
Spannung vor offiziellen Arbeitsmarktdaten
Zum Ende der Woche fällt das Hauptaugenmerk auf die offiziellen Arbeitsmarktdaten aus den USA. Ob der nachlassende Trend des Stellenaufbaus auch im September anhielt, zeigen Daten am Freitagnachmittag. Bereits im Wochenverlauf veröffentlichte Daten, so zum Beispiel die offenen Stellen im August und die Vorabschätzung des Stellenaufbaus durch den Personaldienstleister ADP, deuten auf eine zuletzt leichte Belebung hin. Da zudem die wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe im September wieder gesunken sind, könnten die eher moderaten Erwartungen der Analysten übertroffen werden. Unwägbarkeiten gehen aber von der derzeitigen Hurrikan-Saison in den USA aus, die seit dem August regional auch den Arbeitsmarkt beeinflusst.
Für einen die Erwartungen übertreffenden Arbeitsmarktbericht spricht, dass die US-Konjunkturdaten in dieser Woche positiv überrascht haben. Der für den September gemeldete ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich verzeichnete einen unerwarteten und deutlichen Anstieg und signalisiert eine fortwährend robuste Wachstumsentwicklung.
Für einen die Erwartungen übertreffenden Arbeitsmarktbericht spricht, dass die US-Konjunkturdaten in dieser Woche positiv überrascht haben. Der für den September gemeldete ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich verzeichnete einen unerwarteten und deutlichen Anstieg und signalisiert eine fortwährend robuste Wachstumsentwicklung.
China: Zwischen Realität und Hoffnung
Dass die realwirtschaftliche und Börsenwirklichkeit nicht immer deckungsgleich sind, zeigt sich gerade in China. Ankündigung der dortigen Notenbank, umfassendere geldpolitische Hilfen zu implementieren, die zudem auf weitere Hilfen der Fiskalpolitik hoffen lassen, stehen im Kontrast zu den gegenwärtigen realwirtschaftlichen Daten aus dem Reich der Mitte. Darauf deuten beispielsweise Einkaufsmanagerindizes aus dieser Woche hin. Zwar zeigten diese eine leichte Verbesserung im September, jedoch weisen die Werte ebenso auf eine weiterhin schwache Konjunkturdynamik in der nahen Zukunft hin. Allein aus den bisher angekündigten Hilfen erwarten wir keine starke, neuerliche Belebung der Wirtschaft. Erst wenn von Seiten der Fiskalpolitik noch deutlich nachlegt wird, hat eine höhere Wachstumsdynamik Chancen.
Märkte verfolgen Eskalation im Nahen Osten
Die weitere Eskalation der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten war auch an den Börsen in dieser Woche zu spüren. Nach dem militärischen Vorgehen Israels gegen die Hisbollah im Libanon und dem Beschuss Israels durch den Iran blicken die Märkte vor allem auf die Reaktionen aus Washington. Auch wenn das Verhältnis Israels zu seinem wichtigsten Verbündeten in den vergangenen Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist die Positionierung der USA ein Hinweis darauf, in welchem Umfang Israel einen Gegenschlag gegen den Iran beabsichtigt. Da US-Präsident Biden eine neuerliche Vergeltung gegen den Iran in dieser Woche nicht mehr nachdrücklich ablehnte, wird an den Märkten nun mit weiteren militärischen Manövern gerechnet.
Was nächste Woche wichtig wird
Wirtschaftlich ruht auch in der kommenden Woche der Fokus der Investoren auf der US-Wirtschaft, wo am Mittwoch die Daten zur Inflationsentwicklung im September veröffentlicht werden. Aufgrund von sog. Basiseffekten dürfte die Teuerungsrate, ähnlich wie im Euroraum, zuletzt gesunken sein. Das 2 %-Inflationsziel dürfte jedoch im Gegensatz zur europäischen Entwicklung noch nicht erreicht werden. Für die mittelfristige Entwicklung wird dabei der Blick auf die Teuerung im Dienstleistungsbereich von Bedeutung sein, die sich zuletzt als noch immer zu hoch darstellte. Vor allem Immobilienmarkt nahe Dienstleistungen, zum Beispiel Mieten und Mietäquivalente, sind hier zuletzt die Haupttreiber gewesen.
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