Aktuelle Kapitalmarktinformationen


Die Woche im Rückblick: 29. Mai - 2. Juni 2023


Rückläufige Dynamik bei Konjunktur und Inflation

Die Handelswoche zeigte sich in dieser Woche geprägt von schwächeren Makrodaten aus nahezu allen Weltregionen und erfreulichen Inflationszahlen. Mit dem Passieren des Gesetzes zur Aussetzung der US-Schuldengrenze wirkte zudem die Politik positiv auf das Marktgeschehen ein. Unterm Strich zeigten sich daher vor allem die Rentenmärkte stark, während die Aktienmärkte sich eher durch die Woche schleppten.

Was diese Woche wichtig war


Aktienmärkte erholen sich zum Wochenende hin

Die weltweiten Aktienmärkte verzeichneten im Wochenverlauf eine Berg- und Talfahrt. In der ersten Wochenhälfte sanken die Kurse rund um den Globus infolge schwächerer Konjunkturdaten und der Unsicherheit, ob der Konsens im US-Schuldenstreit die parlamentarischen Hürden meistert. Diese Sorgen schwächten sich im Wochenverlauf ab und trugen gemeinsam mit rückläufigen Inflationsraten zur Aufholung der bis dahin aufgelaufenen Verluste bei. Ein Sprung zurück ins positive Terrain gelang jedoch nicht allen Märkten. Insbesondere die US-Werte profitierten von der Rallye zum Wochenende hin. Einmal mehr waren es dabei Technologie-Werte, die den Gesamtmarkt stützten. Ein Minus verzeichneten hingegen Indizes aus Europa und Asien. Eine bessere Stimmung an Chinas Märkten am Freitagmorgen sorgt jedoch ebenfalls für eine Gegenbewegung. Anlegerinnen sollten allerdings noch keinen Schlussstrich unter die Handelswoche ziehen. Denn mit dem US-Arbeitsmarktbericht steht ein Wochenhighlight noch aus. Größere Überraschungen können dabei durchaus noch größere Kursbewegungen auslösen.

Makrodaten begünstigen die Staatsanleihemärkte

Stärker als erwartete Rückgänge der Inflationsraten in Europa haben in der zu Ende gehenden Handelswoche positive Kursimpulse für die Staatsanleihemärkte gegeben. Begünstigt wurde der Abwärtstrend zudem durch schwächere Makrodaten, die die langfristige Erwartung nähren, dass die Notenbanken früher als derzeit beabsichtigt ihre Leitzinsen wieder senken könnten. Dabei traten vor allem US-Notenbanker in dieser Woche eher mit hawkishen Tönen in Erscheinung, die allmählich bei den Marktteilnehmern zur Ansicht führen, dass der Zinsgipfel mit der Zinsanhebung im Mai wohl doch noch nicht ganz erreicht wurde. So geht eine dünne Mehrheit derzeit davon aus, dass im Juli die US-Notenbank noch einmal an der Zinsschraube drehen wird. Umso mehr leiten die Märkte aber daraus ab, dass die konjunkturellen Belastungseffekte noch einmal steigen und die Zinsen in der mittleren Frist daher – wie eingangs erläutert – frühere Zinssenkungen eher unterstützen.

Skepsis vor dem OPEC-Gipfel

Vor dem am Wochenende stattfindenden Gipfel der OPEC+-Länder präsentierte sich der Ölpreis sichtlich schwächer. Gegenteiliges hatten die Mitglieder des Kartells in den vergangenen Monaten angestrebt. Mit dem Beschluss beim letzten Zusammenkommen, die Fördermengen weiter zu kürzen, sollte der trendmäßige Rückgang des Preises gestoppt werden. Doch der Effekte hielt nur kurz. Insbesondere russische Zahlen nährten in dieser Woche den Verdacht, dass sich das Land nicht an den Beschluss hält und damit den Bestrebungen der anderen OPEC-Länder zuwiderhandelt. Sollten andere Länder dem Beispiel folgen, wäre der jüngste Beschluss hinfällig und damit der Ölpreis weiteren Belastungen ausgesetzt. Derweil konnte Gold nach einigen Wochen der Schwäche wieder zulegen. Das Edelmetall konnte die sinkenden Renditen als Unterstützung nutzen.
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Positive Nachrichten an der Preisfront

Inflationsdaten hatten in den vergangenen Monaten nur selten für Optimismus gesorgt. Denn trotz sinkender Teuerungsraten zeigte sich die Inflation meist hartnäckiger als erhofft. Da kam es den Märkten umso gelegener, dass die in dieser Woche gemeldeten Inflationsdaten zuletzt die Hoffnungen erfüllten und die Teuerung stärker zurückging als erwartet. So fiel die Inflation in Deutschland im Mai auf 6,1 %, nach 7,2 % im Vormonat. Analystinnen hatten nur mit einem Rückgang auf 6,5 % gerechnet. Ähnlich positiv überraschten Zahlen aus Spanien und Frankreich, weshalb sich auch die Inflationsrate für den gesamten Euroraum mit ebenfalls 6,1 % deutlich rückläufig zeigte. Das zweite Mal in Folge fiel auch die Kernrate. Mit 5,3 % ist der Rückgang bislang aber noch eher moderat.
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Weitere Kratzer am chinesischen Aufschwung

Auch in dieser Woche zeigten Daten aus dem Reich der Mitte, dass die Belebung der Wirtschaft schwächer ausfällt, als von den Analysten erhofft. Die zur Wochenmitte von öffentlicher Stelle gemeldeten Einkaufsmanagerindizes sind sowohl für die Industrie als auch den Dienstleistungssektor im Mai erneut gesunken. Der Index für die Industrie lag sogar den zweiten Monat in Folge unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten, die ein Wachstum der Branche in den kommenden Monaten signalisiert. Auch Daten vom angeschlagenen Immobiliensektor konnten nicht überzeugen. Zwar zeigten die in der zweiten Wochenhälfte veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes von Caixin ein erfreulicheres Szenario. Doch es bleibt das Bild eines Aufschwungs mit Schwächen. Auch Japan und Südkorea meldeten im Wochenverlauf schwache Konjunkturdaten, u.a. für die Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze im April.

Schwache US-Konjunktur-, aber starke US-Arbeitsmarktzahlen

Vor allem die regionalen Einkaufsmanagerindizes einzelner Fed-Niederlassungen ließen im Wochenverlauf Rezessionssorgen in der US-Wirtschaft aufkommen. Sowohl der Index für die Industrie aus Dallas als auch sein Pendant aus Chicago zeigten von niedrigem Niveau aus noch einmal eine spürbare Eintrübung der Wirtschaftsaussichten. Der landesweit erhobene ISM-Index der Branche bestätigte den schwachen Eindruck. Mit 46,9 Punkten lag der Index den fünften Monat in Folge unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten.

Am US-Arbeitsmarkt hingegen kommt die Schwäche weiterhin nicht an. So zeigten Daten zur Anzahl der offenen Stellen im April in dieser Woche einen neuerlichen und kräftigen Anstieg, der ebenso wenig erwartet wurde wie der nach ADP-Daten anzunehmende Stellenaufbau im Mai. Einen umfassenden Einblick in die Lage am Arbeitsmarkt liefert allerdings erst der offizielle US-Arbeitsmarktbericht am späten Freitagmittag. Eine höhere Arbeitsmarktdynamik ist dabei nicht uneingeschränkt positiv zu bewerten. Denn halten die Engpässe bei Arbeitskräften weiter an, drohen stärker steigende Löhne die Inflationsbekämpfung zu konterkarieren.

Auch Europas Wirtschaft zeigt weitere Schwächen

Das in der ersten Wochenhälfte veröffentlichte Geschäfts- und Verbrauchervertrauen der EU-Kommission präsentiert sich im Mai rückläufig. Über alle Branchen hinweg kommt der kleine Aufschwung bis in den Frühling hinein zu einem Ende. Ähnlich wie in den USA zeigt sich vor allem die Industrie besonders schwach. Diese konnte weder vom leichten Aufschwung der ersten Monate des Jahres profitieren, noch konnte ein Abbau der Lieferketten bedingten Schwierigkeiten zu einer Trendwende verhelfen. Seit Anfang 2021 verschlechtert sich infolgedessen der Sub-Index für die Branche beständig. Etwas erfreulicher hingegen konnte die Verbraucherstimmung zuletzt zulegen. Jedoch bleibt die Stimmungslage weiterhin nah an den historischen Tiefstständen der vergangenen Monate.

US-Kongress billigt Kompromiss um Anhebung der Schuldengrenze

Am vergangenen Wochenende meldeten das Weiße Haus und der Sprecher der Republikaner im Repräsentantenhaus Kevin McCarthy, dass ein Kompromiss im Ringen um die Anhebung der US-Schuldengrenze gefunden sei. Demnach soll die Schuldengrenze bis nach den nächsten Präsidentschafts- und Kongresswahlen in zwei Jahren ausgesetzt werden. Im Gegenzug dazu dürfen die Ausgaben bis dahin nur in geringem Maße ansteigen. Zum Wochenauftakt passierte der Kompromiss die erste Hürde, um in den Kongress als Gesetzesvorschlag eingebracht zu werden. Im Schnellverfahren wurde trotz Widerstand der linken und rechten Parteiflügel das Gesetz zur Wochenmitte durch das Repräsentantenhaus gepeitscht, bevor es am Donnerstag auch vom Senat bestätigt wurde. Es wird erwartet, dass Präsident Biden das Gesetz am Freitag final unterschreibt. Damit ist ein etwaiger Zahlungsausfall, wie von uns erwartet, vom Tisch.

Ihr Analysten-Team

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