Aktuelle Kapitalmarktinformationen


Die Woche im Rückblick: 27. November - 1. Dezember 2023


Sinkende Inflation beflügelt Anleihemärkte

Die Inflationsraten in Deutschland und dem Euroraum sind im November kräftiger gesunken als weithin erwartet. An den Finanzmärkten führten die Daten zu einer Neubepreisung der Leitzinserwartungen. Hauptprofiteur waren europäische Staatsanleihen. Die Aktienmärkte konnten diese Woche nicht mithalten, unter anderem aufgrund schwächerer Konjunkturdaten.

Was diese Woche wichtig war


Aktienmärkte erzielen ein leichtes Wochenplus

Die globalen Aktienmärkte entwickelten sich im Wochenverlauf uneinheitlich. Europäische Börsen konnten leichte Kursgewinne verzeichnen. Am besten entwickelte sich der DAX, der sich deutlich oberhalb der 16.000-Punkte-Marke festsetzen konnte – dem höchsten Stand seit Juli. Geholfen haben dabei die sinkenden Inflationszahlen, die unter Marktteilnehmern baldige Leitzinssenkungen erwarten ließen. In anderen Teilen der Welt hielten schwächere Konjunkturdaten die Kurse zurück. So konnte in den USA der breitgefasste S&P 500 zwar leicht ansteigen, der Technologieindex Nasdaq notiert auf Wochensicht jedoch im Minus. In Japan kam es zu leichten Kursverlusten, die durch eine Aufwertung des Yen jedoch mehr als wiedergutgemacht worden sind. Gleiches gilt jedoch nicht für China, wo die Börsen deutlich in den roten Zahlen notieren und die leichte Aufwertung des Yuan hieran nur wenig ändert. Mit Blick auf das Gesamtsegment der Emerging Markets, an dem China einen Anteil von 30 % ausmacht, ist die Wochenbilanz dennoch positiv. Eine deutlich positive Performance in Indien, Südkorea und Taiwan sowie in Brasilien und Mexiko verhalf dem Gesamtsegment zu einem Wochenplus von 1 %, in Euro gerechnet.

Steigende Staatsanleihekurse in Europa und den USA

Der überraschend deutlich abnehmende Inflationsdruck hat besonders am Anleihemarkt für Optimismus und steigende Kurse gesorgt. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel ganze 20 Basispunkte auf 2,45 % und die Kursgewinne im Anleihesegment beliefen sich im bisherigen Wochenverlauf auf rund 1 %. Der Markt schätzt die Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinssenkung durch die EZB bereits für März auf etwa 50 % ein. Bis Juni spiegeln die Kurse sogar eine über 95-prozentige Wahrscheinlichkeit für mindestens eine Leitzinssenkung wider. Wir halten dies angesichts einer weiterhin deutlich zu hohen Inflation – besonders mit Blick auf die Kernrate – sowie einer voraussichtlich anziehenden Konjunkturdynamik, für etwas zu optimistisch. Dennoch unterstreichen die Inflationsdaten die Fortschritte an dieser Front und den Trend hin zu sinkenden Zinsen im kommenden Jahr.

Rohstoffmärkte – geschüttelt, nicht gerührt

Das Edelmetall Gold profitierte im Wochenverlauf von sinkenden Staatsanleiherenditen und setzte sich über der Marke von 2.000 US-Dollar (USD) je Feinunze fest. Die Kursgewinne wurden in der ersten Wochenhälfte zunächst jedoch durch die Abwertung des USD gegenüber dem Euro aufgezehrt. Der Euro wertete vorübergehend auf über 1,10 USD auf. Doch mit den sinkenden Renditen im Euroraum wertete in der zweiten Wochenhälfte auch die Gemeinschaftswährung wieder ab. Daher stieg der Goldkurs in Euro gemessen im Wochenverlauf von 1.830 Euro auf 1.870 Euro je Feinunze. Auch der Ölpreis unterlag stärkeren Schwankungen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verteuerte sich von 80 USD je Barrel am Montag auf 84 USD am Donnerstag, bevor die Ergebnisse der Tagung der OPEC+ einen Preisrückgang zurück auf 80 USD auslösten. Die Mitgliedsländer des Ölkartells werden ihre tägliche Fördermenge um etwa 1 Mio. Barrel kürzen, weniger stark als einige Marktteilnehmer erwartet hatten. Zugleich planen andere Förderstaaten, etwa Brasilien, eine Ausweitung der Produktion.
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Inflation in Deutschland schwächt sich deutlich ab

Die Teuerungsrate in Deutschland ist weiterhin rückläufig und hat im November mit 3,2 % den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren erreicht, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten im Durchschnitt lediglich einen Rückgang auf 3,5 % erwartet – von 3,8 % im Oktober. Blickt man nur auf die Preisänderungen im letzten Monat, zeigt sich sogar ein Rückgang um 0,4 %. Ursächlich für die deutlich geringer als erwartete Inflationsrate waren dieses Mal nicht mehr nur niedrigere Energie- und Nahrungspreise. Auch die Inflation bei anderen Waren sowie bei Dienstleistungen ist klar gefallen. Die Kernrate, ohne Energie und Nahrungsmittel, ist daher von 4,3 % auf 3,8 % nennenswert gesunken.

Auch im Euroraum sinkt die Teuerungsrate stärker als erwartet

Im Euroraum ist die Inflationsrate laut Eurostat auf 2,4 % im November gesunken, von 2,9 % im Vormonat. Auch hier sinken längst nicht mehr bloß die Energiepreise, sondern vor allem auch die entscheidende Kernrate. Sie liegt mit 3,6 % allerdings immer noch deutlich über dem Ziel von 2 % der EZB. Blickt man allerdings nicht auf die Jahresrate sondern auf die Preisveränderungen der letzten Monate, liegen die Preisänderungen tatsächlich sogar unter 2 %. Für den Ausblick stimmt der inzwischen auch bei Dienstleistungen angekommene Inflationsrückgang optimistisch (siehe Abbildung). Auch die Warenpreise steigen mittlerweile langsamer, unter anderem weil der Kostendruck bei Vorprodukten nachlässt. An den Finanzmärkten werfen daher immer mehr Anlegerinnen den Blick nach vorne. Manche rechnen bereits für März mit ersten Leitzinssenkungen. Auch wir erwarten zwar einen fortgesetzten, wenn auch nicht reibungslosen Rückgang der Inflation. Allerdings rechnen wir auch mit einer Erholung der Wirtschaft. Die EZB wird es daher bevorzugen, Leitzinssenkungen etwas weiter hinauszuzögern.
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Verbraucherausgaben in den USA mit leichtem Wachstum

Die persönlichen Konsumausgaben, die wichtigste Stütze der US-Wirtschaft, sind im Oktober um 0,2 % ggü. September gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,4 %. Der große Wachstumsschub aus dem dritten Quartal, mit einem satten Anstieg von 3,6 %, scheint abgeklungen zu sein. Dass es im Oktober überhaupt ein Wachstum gab, ist aus unserer Sicht bereits ein positiver Aspekt. Schließlich waren die Konsumausgaben in den Vormonaten bereits sehr hoch und wurden im Oktober durch die Wiederaufnahme der Rückzahlungen von Studienkrediten und durch den Haushaltsstreit im US-Kongress belastet. Für die kommenden Monate erwarten wir wieder stärkere Anstiege. Der Arbeitskräftemangel hat die Position von Arbeitnehmern deutlich gestärkt. Die Anträge auf Arbeitslosenhilfe blieben daher auch diese Woche auf einem niedrigen Stand von 218 Tsd. Anträgen. Die persönlichen Einkommen stiegen im September um 0,7 % und im Oktober um 0,2 %. In den Folgemonaten dürften auch die Einkommenszuwächse wieder zunehmen und den Konsum ankurbeln.

Ist der große Riese am Straucheln?

Die Stimmung in der chinesischen Industrie hat sich im November den zweiten Monat in Folge verschlechtert. Laut dem jüngsten Einkaufsmanagerindex beurteilt eine knappe Mehrheit der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe die Lage inzwischen negativ. Im Dienstleistungssektor sieht es nur geringfügig besser aus und 50,2 % der Unternehmen sehen ihre Geschäftslage positiv. Chinas Wirtschaft dürfte das staatliche Wachstumsziel von 5 % dieses Jahr dennoch erreichen. Dass die Wirtschaft trotz der Nachholeffekte infolge der Aufgabe der Null-Covid-Maßnahmen und trotz Staatshilfen allerdings zunehmend Mühe hat, höhere Wachstumsraten zu erreichen, wirft ein Schlaglicht auf die künftigen Wachstumsaussichten. Diese dürften von Jahr zu Jahr sinken und sich perspektivisch dem niedrigeren Wachstum in entwickelten Volkswirtschaften annähern. Der strauchelnde Immobilienmarkt, der auch das Verbrauchervertrauen hemmt, bleibt auch 2024 ein Belastungsfaktor.
 

Ihr Analysten-Team

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