Auswirkungen der Corona-Pandemie
Medizintechnik
Herausforderungen für die Branche Medizintechnik
Das erste Pandemie-Jahr mit besonderen Herausforderungen liegt hinter der Medizintechnikbranche: Verschiebungen planbarer Operationen, weniger Arztbesuche und damit weniger Verordnungen, Einschränkungen der Kundenkontakte im Vertrieb oder Ausweitung der Zahlungsziele. Die Corona-Pandemie ist für viele Anbieter der Medizintechnik nicht nur ein ungewohntes Marktumfeld, sondern ist auch mit deutlichen Umsatzrückgängen verbunden. Gleichzeitig steht zu befürchten, dass sich die Situation mit der Ausbreitung von Mutationen nochmals schlagartig verschärfen kann. Hinzu kommt der kurz bevorstehende Geltungsbeginn der Medical Device Regulation.
Zur finanziellen Unterstützung der deutschen Wirtschaft schnürte die Bundesregierung im Sommer 2020 verschiedene Hilfspakete, von denen auch die Medizintechnikindustrie profitierte. Namentlich die Flexibilisierung des Kurzarbeitergeldes, steuerliche Liquiditätshilfen oder regionale Wirtschaftshilfen sollen für Entlastung sorgen.
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Neue Marktdynamik in der Medizintechnik
2021 wird die MedTech-Umsatzentwicklung weiterhin davon abhängen, wie die Krankenhäuser den Spagat zwischen Bereitschaft und Regelversorgung meistern. Das gilt sowohl im Inland, als auch für die wichtigen Zielmärkte USA, China und Frankreich.
Daher wird es während der Pandemie immer wieder temporäre Nachfragerückgänge bei allen Produkten für elektive Eingriffe geben. Produkte der Impf- und Intensivversorgung (beispielsweise Beatmungsgeräte, Infusionspumpen oder persönliche Schutzausrüstungen) sowie der Labordiagnostik werden hingegen stärker nachgefragt. Die limitierenden Faktoren stellen hier die bestehenden Produktionskapazitäten sowie die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorerzeugnissen dar.
Das Risiko weiterer Infektionswellen verstärkt Nachholeffekte und verschiebt die Nachfrage nach MedTech-Produkten. Hersteller von Schutzbekleidung und Beatmungsgeräten werden dauerhaft von dem Aufbau (inter-)nationaler Reserven profitieren.
Langfristig gilt: Die Nachfragetreiber für weiteres Marktwachstum sind weiterhin intakt. Neben der Zunahme chronischer Erkrankungen, dem steigenden Gesundheitsbewusstsein der Gesellschaft oder den Innovationsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Digitalisierung werden Nachholbedarfe in zahlreichen Gesundheitswesen ersichtlich, die während der Pandemie offengelegt wurden.
Wie nutzen Sie die neue Marktsituation für sich? Lassen Sie uns darüber sprechen. -
Digitalisierung wird zum Wettbewerbsfaktor
Krisengewinner der Pandemie über alle Branchen hinweg ist die Digitalisierung. Und besonders im Gesundheitsmarkt wurden die Vorteile von digitalen Lösungen deutlich.
Im Krankenhaussektor bestehen hohe Nachholbedarfe in Sachen Digitalisierung. Das Ende 2020 in Kraft getretene Krankenhauszukunftsgesetz stellte Fördermittel bis zu 4,3 Mrd. Euro zur Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben zur Verfügung. Hierzu zählen die Modernisierung der Notfallambulanz oder Investitionen in die digitale Infrastruktur oder die Telematik. Bis zum Jahresende sind die Fördermittel zu beantragen – für viele Medizintechnikunternehmen werden somit in diesem Jahr die Umsätze für die nächsten Jahre festgelegt. Zur Abdeckung möglichst vieler Förderkategorien werden sich mehr strategische Allianzen und Kooperationen auf Seiten der Medizintechnikhersteller bilden.
Wettbewerbsvorteile im europäischen Raum haben Anbieter digitaler, vernetzbarer Produkte, die bereits am Markt positioniert sind und über ein CE-Zertifikat verfügen – die MDR wird zur Markteintrittsbarriere.
Welche Investitionen haben Sie in Vorbereitung auf die Digitalisierung geplant? Lassen Sie uns darüber sprechen. -
Regionale Diversifikation der MedTech-Wertschöpfungskette
Die Corona-Pandemie hat die Komplexität der Lieferketten und Produktionsnetzwerke offen gelegt. Dennoch wird eine Rückverlagerung von Produktionsstätten nach Europa ohne öffentliche Subventionierungen nicht dauerhaft finanzierbar sein. Dieser Trend wird sich daher auf versorgungs- bzw. krisenrelevante Medizinprodukte beschränken.
Die Belastbarkeit der Lieferkette wird eher über eine stärkere regionale Diversifizierung umgesetzt. Umfragen zufolge ist fast jedes dritte Unternehmen derzeit auf der Suche nach neuen Lieferanten. Langfristig werden sich daher Lieferantenbeziehungen und internationale Handelsströme verändern.
Eine Verringerung der Importabhängigkeit seitens der USA kann mit Einbußen für die deutsche Medizintechnikbranche verbunden sein, da die USA mit Abstand der wichtigste Handelspartner sind.
Das gilt nicht für Innovation und Forschung. Diese werden weiterhin entscheidende Wettbewerbsvorteile für MedTech-Unternehmen bleiben. Auch um dauerhaft eine hohe Marktdurchdringung auf Auslandsmärkten zu erreichen.
Wie stellen Sie sich auf veränderte Beschaffungs-und Absatzmärkte ein? Lassen Sie uns darüber sprechen. -
Konsolidierung in der Medizintechnik nimmt zu
Kürzere Produktlebenszyklen durch das beschleunigte Tempo der Digitalisierung, steigende regulatorische Anforderungen und Unsicherheiten über die individuelle wirtschaftliche Entwicklung sind in den kommenden Monaten Hauptthema kleiner und mittelständischer Unternehmen der Medizintechnik.
Zugleich treten größere Unternehmen und branchenfremde Konzerne mit IT Know-how in den Markt ein, um sich Zugang zu neuen Märkten und Kundengruppen zu sichern, Marktpositionen auszubauen oder technologische Innovationen voranzutreiben.
Weiterhin steigt das Interesse von Finanzinvestoren für Targets aus dem Bereich Healthcare, da sich die Gesundheitsindustrie schneller von den Auswirkungen der Pandemie erholen dürfte als die Gesamtwirtschaft.
Wie sichern Sie Ihre Marktposition? Lassen Sie uns darüber sprechen.
Chancen der neuen Marktdynamik nutzen
Aufgrund des weltweit steigenden Bedarfs bleibt die Medizintechnikbranche langfristig ein Wachstumsmarkt. Während der Corona-Krise wird die Nachfrage nach Medizinprodukten immer wieder Schwankungen ausgesetzt sein. Infolge von Konzentrationsprozessen, digitalen Innovationen und Verschiebungen in den globalen Handelsbeziehungen wird sich die Anbieterlandschaft verändern.
Die Corona-Pandemie hat für die Anbieter von Medizintechnik das Tempo der Branchentrends erhöht. Um die eigene Rolle in der künftigen Branchenstruktur aktiv zu gestalten, wird die strategische Ausrichtung des eigenen Geschäftsmodells zum wesentlichen Erfolgsfaktor. Hierzu gehören neuerdings sicherlich auch unternehmensspezifische Risikokonzepte, die mögliche Pandemieszenarien berücksichtigen.