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Zahngesundheit in Myanmar


Auf dem Weg der Besserung.

Zahnmedizinische Prophylaxe und Aufklärung


Die apoBank-Stiftung unterstützt die von der Bundeszahnärztekammer offiziell anerkannte Studenteninitiative "zahnmedizinisches Myanmarprojekt". Marie-Christine Steegmann engagiert sich gemeinsam mit drei Kommilitonen für das Projekt. Im Interview erzählt die Zahnmedizinstudentin an der Universität Witten/Herdecke (UWH), von ihren persönlichen Erwartungen unmittelbar vor der Abreise nach Myanmar.
zahngesundheit myanmar gruppenbild studenten
Als siebtes studentisches Team reisten (v. l. n. r.) Maximilian Voss, Marie-Christine Steegmann, Svenja Kirsch und Shahir Abawi nach Myanmar.

Was verbirgt sich hinter dem "zahnmedizinischen Myanmarprojekt"?

Marie-Christine Steegmann: Das humanitäre Hilfsprojekt wurde erstmals 2008 aus einer studentischen Initiative der Fachschaft Zahnmedizin der UWH ins Leben gerufen. In Myanmar ist Zahnpflege und Mundhygiene nahezu unbekannt. Deshalb fokussiert sich unsere Arbeit auf die zahnmedizinische Prophylaxe und Aufklärung, insbesondere bei Kindern. Wir erklären ihnen, wozu Zahnbürste und Zahnpasta gut sind. Unser Ziel ist es, ein Verständnis für Vorsorge und Fürsorge zu wecken. Zu diesem Zweck reist mindestens einmal pro Jahr ein Team von Studierenden der Zahnmedizin im klinischen Studienabschnitt nach Myanmar.

Warum ist die Zahngesundheit in Myanmar so weit zurück?

Marie-Christine Steegmann: Die fast 50 Jahre herrschende Militärregierung im damaligen Burma verhinderte bis 2011 eine gesunde wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Dies galt auch für die zahnmedizinische Versorgung und Vorsorge, besonders abseits der größeren Städte. Oft kennen die Bewohner abgelegener Ortschaften noch nicht mal eine Zahnbürste. Nach der Flutkatastrophe im Jahr 2008 wurden Hilfsleistungen westlicher Staaten nur zögerlich angenommen. Das verschlimmerte die unterentwickelte Zahnmedizin.

Wie kam es zu Ihrer Teilnahme?

Marie-Christine Steegmann: Das Engagement der Studenten geht jedes Jahr an ein neues Team über und ist mittlerweile in der siebten Generation. Jeder UWH-Student der Zahnmedizin kann sich im fünften Semester für die Teilnahme am Projekt bewerben. Mit Beginn der klinischen Ausbildungsphase im sechsten Semester ist es uns Studierenden erlaubt, Patienten zu behandeln. Dies ist Voraussetzung für die Teilnahme. Ich habe mich mit einem Motivationsschreiben beworben. Die Alumni suchen gemeinsam die neuen Teilnehmer des aktuellen Jahrgangs aus. Sie unterstützen uns auch mit Informationen zu Land und Leuten und mit ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen.

Welche Vorbereitungen mussten im Vorfeld getroffen werden?

Marie-Christine Steegmann: Direkt nach der Auswahl des Projektteams im Januar begann für uns die Recherche der aktuellen Situation in Myanmar. Wo ist Hilfe nötig und wo wird sie am dringendsten gebraucht? Außerdem war es wichtig, so früh wie möglich finanzielle und materielle Mittel zu beschaffen. Neben Füllungsmaterial sind das vor allem Zahnbürsten und Zahnpasta sowie Material, das die Zahnärzte vor Ort für ihre Arbeit benötigen. Denn auch wenn die burmesischen Zahnärzte oftmals bereit sind, Patienten kostenlos zu behandeln, sind sie doch auf unsere Materialspenden angewiesen. Anschließend kamen die konkreten Schritte für das Team und mich, wie Impfungen erhalten und Flüge buchen. Wir haben uns auch um die Weiterentwicklung des Projektes gekümmert, erstmals eine Website erstellt und einen Blog eingerichtet, um das Engagement bekannter zu machen.

Das Engagement im Bild

zahngesundheit myanmar

Wie können wir uns die Hilfe vor Ort vorstellen?

Marie-Christine Steegmann: Wir werden zunächst nach Yangon fliegen. Von da aus fahren wir acht Stunden mit dem Bus in die Hauptstadt Naypyidaw. Hier befindet sich ein Regierungskrankenhaus, geleitet von Professor Doktor Khin Maung, der unser Projekt unterstützt. Wir hospitieren eine Woche bei den burmesischen Zahnärzten, arbeiten zum Teil auch mit. Diese Zeit benötigen wir, um offiziell vor Ort Hilfe leisten zu können. Danach werden wir mit Professor Maung und burmesischen Zahnärzten eine Woche lang abgelegene Ortschaften besuchen. Anschließend wird unser Team eine Woche zur Myanmar Foundation nach Bagan fahren. Wir besuchen die Kindergärten, Waisenhäuser und Schulen aus dem letzten Jahr erneut, um nachhaltige Arbeit zu leisten. Denn besonders für die Kinder ist Kontinuität der Vorsorge wichtig.

Wie verständigen Sie sich mit den Patienten?

Marie-Christine Steegmann: In den größeren Städten wird zum Teil Englisch gesprochen. Viele Menschen können jedoch keine Fremdsprache. Gerade in den abgelegenen Orten erfolgt die Verständigung dann ganz pragmatisch: mit Händen und Füßen. Wir werden viel zeigen, es geht ums Nachmachen. Anhand einer großen Handpuppe demonstrieren wir, wie die Zahnbürste zu führen ist. Und die mit uns reisenden burmesischen Zahnärzte übersetzen, sofern sie Englisch sprechen.

Wo liegen aus zahnmedizinischer Sicht die größten Herausforderungen?

Marie-Christine Steegmann: Im Vergleich mit der westlichen Welt gibt es einen grundlegenden Unterschied in der konzeptionellen Vorgehensweise. In Myanmar geht es bisher häufig um reine Schmerzbehandlung. Die Menschen suchen erst einen Zahnarzt auf, wenn die Schmerzen bereits unerträglich sind. Dann erfolgt meist eine "radikale" Ursachenbekämpfung und der schmerzende Zahn wird entfernt. Im Gegensatz zu den entwickelten Industriestaaten gibt es keine Prophylaxe oder die Absicht eines möglichst langen Zahnerhalts. Genau hier setzen wir an: Unsere Vorsorgetipps sollen eine Bewusstseinsänderung bei den Menschen hervorrufen. Denn mit einer guten Prophylaxe kann ein großer Teil der Schmerzbehandlungen vermieden werden.

Wofür werden die Mittel der apoBank-Stiftung verwendet?

Marie-Christine Steegmann: Wir haben dieses Jahr viele Materialspenden bekommen, sodass wir sehr viel Gepäck mit nach Myanmar nehmen. Da die Fluggesellschaften für jedes Kilo hohe Gebühren erheben, werden wir etwa 3.000 Euro für den Transport des Übergepäcks aufwenden. Den restlichen Betrag investieren wir vor Ort. Auf diese Weise unterstützen wir gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Der Kauf vor Ort hat aber auch logistische Gründe: Wir haben jeder unseren Rucksack mit den persönlichen Sachen dabei und rechts und links jeweils einen riesigen Koffer mit Material.

Wie soll sich das Projekt in Zukunft entwickeln?

Marie-Christine Steegmann: Das machen wir von der weiteren Situation im Land abhängig, denn seit 2012 entwickelt sich Myanmar überaus fortschrittlich. Aufgrund der politischen Umstrukturierung zur Republik überlegen wir auch, uns anderweitig zu orientieren. Dorthin, wo Hilfe noch dringender benötigt wird. Die Entscheidung, ob man weiter in Myanmar oder woanders hilft, wollen wir den zukünftigen Teams überlassen. Dies ist auch davon abhängig, ob unsere Hilfe noch gebraucht wird und gefragt ist.

Was wünschen Sie dem Projekt für die nähere Zukunft?

Marie-Christine Steegmann: Ich wünsche mir, dass das Projekt weiterhin verantwortungsbewusst und nachhaltig durchgeführt wird. Unsere Arbeit soll nicht aus Routinegründen gemacht werden, weil das Projekt bereits besteht, sondern aus Interesse an der Gesundheit der Menschen vor Ort. Und natürlich hoffe ich, dass sich immer interessierte Kommilitonen finden, die Engagement und Zeit mitbringen, sich aktiv zu engagieren.